Reverenz dem deutschen Volkslied

Jahresausflug des Gesangverein Ruppertshofen nach Baden-Baden

Einen ereignisreichen Sonntag erlebten die Sängerinnen und Sänger des Gesangverein Ruppertshofen e.V. Der Jahresausflug führte über den Mummelsee nach Baden-Baden und fand seinen besonderen Abschluss mit einem Konzertbesuch im Festspielhaus.

Dicke Wolken hingen am Himmel, als der Bus mit den Ausflüglern die Schwärzwälder Höhenstraße Richtung Mummelsee fuhr. Dank der Schneisen, die Orkan „Wibke“ in die Waldhänge geschlagen hatte, solle man einen genialen Ausblick ins Tal haben? Mit dem Talblick ist es jedoch nicht weit her, wenn milchige Nebelschwaden wie eine dicke Mauer die Straße säumen. Doch just nach dem köstlichen Mittagessen im neu eröffneten Mummelsee-Hotel riss die Wolkendecke auf, die Sonne lugte hervor, und sorgte sofort für allerbeste Laune.

Bei strahlendem Sonnenschein erreichten die Gesangvereinler Baden-Baden, fuhren durch das Villenviertel , kamen vorbei an Brenner’s Parkhotel und den Gebäuden des Südwestrundfunks. Von seiner glanzvollsten Epoche zeugt noch heute eine Vielzahl an besterhaltenen, herrschaftlichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Es war Jacques Benazet, der zwischen 1836 und 1848 den Reichtum der Stadt begründete, indem er die Spielbank, dessen Betrieb in Paris zu jeder Zeit verboten wurde, in Baden-Baden ansiedelte. Dank der Vermählung einer badischen Prinzessin mit Zar Alexander I zählte von nun an eine reiche, russische Oberschicht zu den Gästen der Stadt. Außer der Spielbank entstanden Luxushotels, ein Theater, eine russisch-orthodoxe Kirche und dank der Thermalquellen auch Heilbäder. Das Wasser der Caracalla-Thermen wird in 200 m Tiefe gefasst und kommt mit einer Temperatur von 68 Grad aus der Leitung. Das Friedrichsbad dient ebenso der körperlichen

Gesundung wie auch das in der Trinkhalle kostenlos erhältliche Heilwasser. Es ist warm und sehr salzhaltig, zugegeben, es schmeckt widerlich, lindert jedoch die Beschwerden bei Arthritis, Gicht und Rheuma. Die Stadtführerin zeigte den Besuchern noch viele weitere Schokoladenseiten der Kurstadt: den romantischen Park, durch den sich das Flüsschen Oos schlängelt, das Neue Schloss des Margrafen von Baden, die Ruinen des alten Schlosses aus dem 12. Jahrhundert, Gaslaternen vor dem Spielkasino, die heute tatsächlich noch wie vor 200 Jahren manuell angezündet werden.

Am frühen Abend begann das mit viel Vorfreude erwartete Konzert im Festspielhaus. Bassbariton Thomas Quasthoff, sein Freund Max Raabe und die Schauspielerkollegen Angela Winkler und Udo Samel betraten die Bühne, um dem deutschen Volkslied ihre Reverenz zu erweisen. Von „Horch was kommt von draußen rein“ über „Das Wandern ist des Müllers Lust“ bis zum Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ sangen sie an die 20 volkstümliche Weisen, wobei die Vorträge zwischen Solos und gemeinsam gesungenen Interpretierungen abwechselten. Die altbekannten Lieder auf hohem, künstlerischen Niveau zu hören war für die Sängerinnen und Sänger des Gesangvereins ein ganz besonderes Erlebnis. Von der Sangesfreude angesteckt ließ sich das Publikum nicht lange bitten und stimmte in den Kanon „O wie wohl ist mir am Abend“ spontan mit ein. Bei den vom frenetisch applaudierenden Publikum geforderten Zugaben zeigten die Künstler ihre komödiantischen Seiten: Udo Samel unkte, was wohl passieren würde, „Wenn ich zwei Vöglein wär’“, Max Raabe wandelte die musikalische Geschichte vom Rotkäppchen dahingehend, dass im Bett der Großmutter nicht der Wolf, sondern der Prokurist Hirsch lag, und Thomas Quasthoff glänzte als Stimmenimitator. Nach der Melodie „Ein Männlein steht im Walde“ verulkte er auf das Köstlichste die Eigenheiten der Politiker Kohl, Strauß und Brand. Zum Abschluss des Liederabends erklang „In einem kühlen Grunde“, von den Künstler und dem Publikum gemeinsam, ja fast andächtig, gesungen. Und diese feierliche Stimmung begleitete die Ruppertshofener nach diesem schönen Tag bis nach Hause.

30. Mai 2010

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