Weihnachtsoratorium „Bethlehem, Provence“

Gesangverein Ruppertshofen begeisterte in Ruppertshofen und in Fichtenberg

Der Gesangverein Ruppertshofen e.V. hatte für die Weihnachtszeit ein außergewöhnliches Projekt auf die Beine gestellt. Im Kultur- und Sportzentrum Jägerfeld in Ruppertshofen wurde Anfang Dezember 2010 und in der Kilianskirche in Fichtenberg am Dreikönigstag 2011 ein Weihnachtsoratorium aufgeführt, das seinesgleichen sucht. Vom Grundsatz her ein Theaterstück, basierend auf der Geschichte „La Pastorale des Santons de Provence“ von Yvan Audouard, wurde dieses mit Schauspielern aus den Reihen des Gesangvereins dargestellt. Gemischter Chor, Kinderchor und ein eigens für die beiden Aufführungen zusammengestelltes Orchester setzten die musikalischen Akzente.

Die zarten Töne einer einzelnen Flöte zu Beginn der Ouvertüre führte heraus aus dem Alltag, die Musik steigerte sich, weitere Instrumente kamen hinzu, bis letztendlich mit mächtigen Paukenschlägen die Zeitreise zurück zu den Ereignissen in Bethlehem begann.

Der Trompetenengel Boufareou erzählte von seinem Thron aus die Geschehnisse der Heiligen Nacht. Die Zuschauer fühlten mit Maria und Josef, die ganz verzagt nach einer Herberge suchten und jubelten innerlich mit dem Chor „Gloria in Excelsis Deo“ als das Jesuskind zur Welt gekommen war. In dieser Heiligen Nacht sollten die Bewohner von Bethlehem viele Wunder erfahren. Der faule Müller fühlte nach

langer Zeit plötzlich wieder eine Arbeitslust aufkommen, der Zigeuner bekam ein schlechtes Gewissen, weil er einen Truthahn geklaut hatte und auch der Gendarm konnte sich nicht richtig über seinen Erfolg, den Zigeuner endlich auf frischer Tat erwischt zu haben, freuen. Die Fischhändlerin Honorine, die ihrer Kundschaft schon seit Jahren verdorbenen Fisch andrehte, bekam auf einmal Gewissensbisse,

und ihr Ehemann Pistachié, seit jeher vom Jagdpech verfolgt, wurde plötzlich mutig. Der Stierhüter Vincent und seine Geliebte Mireille überlegten sich nochmals ihren Entschluss, vor dem gestrengen Vater, dem herzlosen Bürgermeister Roustido, davonzulaufen. Während diese Szenen manches Schmunzeln, auch herzhaftes Lachen hervorriefen, so fehlten auch die leisen Töne nicht. Der Hirte etwa, der den Tod seines treuen Hundes beklagte oder der Blinde, der sein Schicksal, in ewiger Dunkelheit leben zu müssen, ohne zu hadern angenommen hatte. Mucksmäuschenstill war es bei diesen Szenen, die herzergreifend gespielt wurden.

„Wie ist die Welt so schön!“ Die Botschaft von Felix, dem einfältig Glücklichen, bekräftigte, dass überall die Wunder der Schöpfung zu finden sind, man müsse nur die Augen öffnen. Zwischen den einzelnen Szenen erklang „Il est né le divin enfant“, glockenhell gesungen vom Frauen- und Engelchor.

Die Einwohner von Bethlehem tanzten die „Farandole“ auf ihrem Weg zur Krippe und zogen im dritten Akt mit Kerzen in den Händen singend zum Stall. Sie brachten dem kleinen Kind Geschenke mit, jeder auf seine ganz persönliche Art. Und auch sie wurden am Schluss beschenkt, indem sie „Santons“, kleine Heilige werden durften.

Mit viel Pomp und einem Musikstück von Georges Bizet wurde der Einzug der Heiligen Drei Könige in Szene gesetzt, die von entzückenden kleinen Pagen begleitet wurden. Dieser „Marche des Rois“ war sowohl instrumental als auch vom Chor gesungen ein eindrucksvoller Beweis dafür, was durch Eifer und Engagement erarbeitet werden kann. Der vierstimmige Satz in französischer Sprache war für die Sängerinnen und Sänger eine echte Herausforderung – und sie haben diese bravourös bestanden. Was für die gesamte Inszenierung zutrifft.

Die Organisatoren hatten sehr viel Wert darauf gelegt, dass sowohl bekannte deutsche Weisen als auch französische Lieder in einer ausgewogenen Mischung in das Oratorium integriert wurden. So erklangen außer den bereits erwähnten Stücken auch „Gelobet seist du Jesu Christ“, „Herbei o ihr Gläubigen“, „Geborn ist uns Immanuel“, „Zochter Zion“ und „Der Herr ist mein Licht“. „C’est le bon lever“ und

„Entre le boeuf et l’âne gris“ wurden französisch gesungen, und sogar ein Stück in provencalischem Dialekt, das „Pastre Pastresso“, erschall durch den Saal.

Das Zusammenspiel von Theaterszenen, Orchestermusik und deutschen und französischen Liedern machte aus der wohlbekannten Weihnachtsgeschichte ein außergewöhnliches Erlebnis. Der überwältigende Schlussapplaus war die schönste Belohnung für den Chor, dirigiert von Jutta Nagel, und für das gesamte Organisationsteam.

5. Dezember 2010, 6. Januar 2011

Nach oben